Projekte Melanchthonkantorei 2010

21.11.2010: Franz Schmidt - Das Buch mit sieben Siegeln

Pressestimmen:

Musikalische Bilder der Vernichtung

 

Wer sich an das wuchtige "Buch mit sieben Siegeln" wagt, muss sich seiner Sängerschar sicher sein. Diese Weltuntergangsmusik in Angriff zu nehmen, das heißt: den Ehrgeiz zu extremen Herausforderungen verspüren, sich messen lassen an der gewaltigen Aussagekraft, die von dem kolossalen Oratorium ausgeht. Kirchendirektorin Christiane Brasse-Nothdurft vereinigt ihre Mannheimer Melanchthonkantorei mit dem Karlsruher Bachchor ihres Kollegen Christian-Markus Raiser zu einer Seilschaft, die den außerordentlichen Schwierigkeiten gewachsen ist. Dafür gibt es langen Beifall.

 

Der österreichische Spätromantiker Franz Schmidt (1874 bis 1939) ist nach dem Zweiten Weltkrieg doppelt in Misskredit geraten, weil er angeblich mit den Nazis sympathisierte und als Komponist nie ganz in der Gegenwart ankam. Seine Vertonung der biblischen Apokalypse stützt sich auf Gregorianik und Barock, auf Brahms und Bruckner. Um das Vernichtende des Jüngsten Gerichts in Töne zu fassen, griff er zu Errungenschaften von Schönberg und Alban Berg, doch die wesentliche Inspirationsquelle waren die Musikdramen von Wagner.

 

Rauschhafte Seligkeit

 

Diese Schlussfolgerung erlaubt jedenfalls die hoch achtenswerte Aufführung in der Mannheimer Christuskirche. Christiane Brasse-Nothdurft weist auf Wagnersche Erkennungsmelodien hin, aber wichtiger noch erscheint ihr die Konzentration auf die Einzigartigkeit dieses Monumentalwerks, das die Offenbarung des Johannes mit orgiastischen Rhythmen, grotesker Theatralik und rauschhafter Seligkeit ausmalt.

 

Aus der Interpretation der klangmächtigen Chöre und des sattelfesten Orchesters Camerata 2000 (Calw) spricht Bewunderung für die Kunstfertigkeit des Komponisten. Der Organist Lukas Stollhof schließt sich der deutlich erkennbaren Bestrebung an, Einsichten in sehr komplexe Vorgänge zu vermitteln. Die Gesangssolisten Cornelia Ptassek, Christiane Götz und Bernhard Gärtner bringen die besten Voraussetzungen für ihre Partien mit; Daniel Kirch (Johannes) und Rudolf Rosen (Stimme des Herrn) erfüllen internationale Ansprüche. ML

 

(Quelle: Mannheimer Morgen, 23.11.2010)

Ankündigung in der Presse:

Oratorium in der Christuskirche

 

Am 21. November, 17 Uhr, wird in der Christuskirche am Werderplatz das "Buch mit den sieben Siegeln", das Oratorium zur Offenbarung des Johannes gegeben. Das Konzerts ist eingebettet in eine Veranstaltungsreihe zum Thema "Apokalypse und Bewahrung", die die Melanchthon-Kantorei Mannheim in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Gemeinde in der Neckarstadt, dem Ökumenischen Bildungszentrum sanctclara sowie der Kunsthalle Mannheim veranstaltet. Karten gibt es im Pfarramt, Lange Rötterstraße 39 (Tel. 33 28 89) oder bei den bekannten Kartenvorverkaufsstellen. Der Eintritt beträgt zwischen 15 und 20 Euro, ermäßigt 10 Euro. tia


(Quelle: Mannheimer Morgen, 19.11.2010)


09.05.2010: African Sanctus von David Fanshawe

Nachfolgend ein Artikel von Dr. Elke Niebergall-Roth in Journal Kirchenmusik, Evangelische Kirchenmusik in Baden, 03/2010, Seite 4-5.

Pressestimmen:

Klassik: Messe "African Sanctus" erntet Jubel in der Citykirche

 

Messe mit Urschrei

 

Waltraud Brunst

 

O dies schier unerträgliche Zwischendurch-Applausverbot, das "African Sanctus"-Schöpfer David Fanshawe verhängt hatte! Nach der Schlussfermate entlud sich in der voll besetzten Citykirche Konkordien die angestaute Spannung mit einem Urschrei. Es war sicher die Idealvorstellung des britischen Komponisten, Ethnologen und Dokumentarfilmers, als er seine lateinische Messvertonung mit aufgezeichneter Musik arabischen und afrikanischen Ursprungs kombinierte, dass leistungsstarke Chöre und Instrumentalensembles sich des Werks annehmen.

 

Reichlich Percussion

 

Die Interpreten - ein Glücksfall: Wolfgang Seeligers Konzertchor Darmstadt und Christiane Brasse-Nothdurfts Melanchthonkantorei, verstärkt durch ihren engagierten Popchor, Mannheims strahlender Koloratursopran Antje Bitterlich, fabelhafte Instrumentalsolisten mit reichlich Percussion und, als Krönung, drei Herrn an den Afro Drums. Die heizten schon vor Konzertbeginn derartig ein, dass einige Gäste gar zu ihren Plätzen tanzten. Sängerinnen und Sänger hatten zum Oratorienschwarz Batiktücher in Erdfarben um Köpfe und Hüften, ja sogar zum Turban geschlungen, Choreografin Bettina Habekost aus der statischen Schar einen wogenden Bewegungschor gemacht.

 

Von Christiane Brasse-Nothdurft mit Feuer dirigiert, zog das multimediale Geschehen am faszinierten Publikum vorüber: auf der Leinwand Bilder der Pilgerreise durch Nord- und Ostafrika, vom Band Gebetsrufe, die Hochzeits-, Klage- und Regengesänge, vom Chorpodium Fanshawes lateinische Messe, das stark rhythmisierte Sanctus, das sanfte Kyrie im Palestrina-Stil, das expressive Crucifixus, das swingende Vaterunser - ethnische und religiöse Grenzen überwindend.

 

(Quelle: Mannheimer Morgen, 12.05.2010)


19.04.2010: Feier zu Ehren Philipp Melanchthons

Ankündigung in der Presse:

Eine Feier für den Patron

 

Zum 450. Todestag Melanchthons veranstaltete die nach ihm benannte Kirche in der Neckarstadt am heutigen Montag, 19. April, 19 Uhr im Foyer des Melanchthonhauses in der Lange-Rötter-Straße einen Festabend. Nach einem Sektempfang wird ab 19.45 Uhr im großen Saal die Melanchthonkantorei mit zwei Stücken aus Melanchthons Zeit aus "Ars Musica" zu hören sein.

 

Kindergarten trägt Dialog vor

 

Ferner werden der Kindergarten Melanchthon mit einem Dialog Luther-Melanchthon vortragen und das Leben von Philipp Melanchthon, eigentlich Philipp Schwartzerdt (1497 bis 1560), wird ausgeleuchtet. Der Philologe, Philosoph, Humanist, Theologe, Lehrbuchautor und neulateinischer Dichter war als Reformator neben Martin Luther eine treibende Kraft der deutschen und europäischen kirchenpolitischen Reformation und wurde auch "Praeceptor Germaniae" (Lehrer Deutschlands) genannt. Den Abschluss wird nochmals die Melanchthonkantorei bilden. red

 

(Quelle: Mannheimer Morgen, 19.04.2010)