Projekte Melanchthonkantorei 2009

06.11.2009: ChorKlangWelten des 20. Jahrhunderts

Pressestimmen:

Altes, aber in einer neuen Verkleidung

 

Monika Lanzendörfer

 

Das ist ein Richtung weisender Titel: "ChorKlangWelten" nennt die Mannheimer Melanchthonkantorei das Finale ihrer Jubiläumsfestes. Die Wortkombination schlägt zweifach Brücken - geografische und zeitliche. Sie bezieht auch eine Aufgabe ein, die Chorgesang und Kirchenmusik insgesamt erfüllen müssen, wenn sie sich nicht in die museale Ecke verkriechen wollen.

 

Die 90-jährige Kantorei lebt nach einem Rezept, das junge Leute anzieht und dauerhafte Jugend verspricht. Unter der Leitung der Kirchenmusikdirektorin Christiane Brasse-Nothdurft streifen die Mitglieder durch alle Musik-Felder. Das hält beweglich und aufgeschlossen; das Kästchen-Denken ist ausgeschaltet. Der Cross-over-Stil zog schon ein, als davon noch gar nicht die Rede war. Das Abschlusskonzert vereinigt Chorgesänge und Orgelstücke des 20. Jahrhunderts, die alle eines gemeinsam haben. Sie bereiten die Tradition in neuer Verkleidung auf.

 

Das England-Kapitel des Organisten Lukas Stollhof erfährt großen Applaus, weil es Komponisten zitiert, die der Samtpfoten-Pavane eine leise Ironie oder der stolzen Toccata einen poppigen Mantel verpassen. Die Weltenwanderung des Chors von Litauen bis nach Amerika wird wegen ihrer lebendigen Darstellung gefeiert. Die Stationen heißen Glaubensbekenntnis und Sozialkritik, Meditation und Experimentierfreude.

 

Bewahren und doch offen sein

 

Sie werden mit Ausdrucksmitteln erreicht, die hohen Ansprüchen genügen. Sichere Intonation und Stimmbeherrschung, flexible Dynamik und engagierte Ausstrahlung - zu diesem Paket der Pluspunkte zählt auch die mustergültige Artikulation. Sie führt zum Verständnis jener zeitgenössischen Chorstudien, die sich auf die Farbkraft der Vokale und Konsonanten stützen. Kernstück des Programms ist das Werk "Immortal Bach" (Unsterblicher Bach) des Norwegers Knut Nystedt aus dem Jahr 1988. Darin steht die Bilanz der Geburtstagsfeier: das Alte bewahren und für das Aktuelle offen sein.

 

(Quelle: Mannheimer Morgen, 09.11.2009)

Ankündigung in der Presse:

Kantorei feiert gleich drei Feste

 

Sie singt im In- und Ausland. Und probt wöchentlich in der Neckarstadt. Nun feiert die Melanchthonkantorei, die seit knapp 30 Jahren von Christiane Brasse-Nothdurft geleitet wird, ihren 90. Geburtstag gleich drei Mal: Mit einem Festgottesdienst am 18. Oktober, einer Matinee am 25. Oktober und einem Jubiläumskonzert am 6. November.

 

Chormusik sei auch nach 90 Jahren noch zeitnah und lebensnah: "Ich liebe die Kontraste: auf das Pop-Oratorium Eversmiling liberty folgte die Matthäuspassion von Bach, auf das a capella-Programm ChorKlangWelten folgt ab Januar 2010 African Sanctus mit Elementen aus Klassik, Ethno und Pop, erzählt Christiane Brasse-Nothdurft, die ihre Musikprojekte mit rund 70 bis 90 musikbegeisterten Menschen aus der Neckarstadt und ganz Mannheim realisiert.

 

Festgottesdienst am Sonntag

 

Beim Festgottesdienst am Sonntag, 18. Oktober, 10 Uhr in der Melanchthonkirche singt die Melanchthonkantorei Motetten aus ihrem neuen Programm "ChorKlangWelten", der neue Pfarrer Vincenzo Petracca hält eine Liedpredigt. Beim anschließenden Empfang sprechen Landeskantor Johannes Michel, Roswitha Henz-Best vom Bezirksbeirat, der frühere Gemeindepfarrer Ascheberg, Pfarrer Gerhard Ding aus der JVA, Klaus Theising von der Kulturstiftung Neckarstadt und andere.

 

Am Sonntag, 25. Oktober, 11.30 Uhr, lädt die Kantorei zu einer Matinee ins Melanchthonhaus ein, bei der fünf Kantoreimitglieder zu ihren Instrumenten greifen und Musik für Alt, Tenor, Bass, Oboe und Klavier erklingen lassen. Der Eintritt zu dem abwechslungsreichen Programm von Bach bis Bizet, von Händel bis Grieg ist frei, die Kollekte kommt der Kulturstiftung "Musik an Melanchthon" zugute.

 

Der Jubiläumsreigen findet seinen Abschluss am Freitag, 6. November, 20 Uhr, mit einem Jubiläumskonzert in der Melanchtonkirche, das den "ChorKlangWelten des 20. Jahrhunderts" gewidmet ist, die den Chor besonders geprägt haben. Die Melanchthonkantorei singt Chormusik aus Litauen und Irland, Polen und Norwegen, Finnland und Schweden, Deutschland, Frankreich und den USA. Zwischen den Chorwerken spielt Lukas Stollhof (Oberwesel) Orgelwerke.

 

"Singen, Musizieren, Gotteslob" ist das Motto der Kantorei. 1919 gegründet, erhielt sie erstmals 1968 einen hauptamtlichen Kantor. 1981 übernahm Christiane Brasse-Nothdurft die Kantorei und studiert seither die großen Werke der Oratorienliteratur und zeitgenössische Musik mit ihr ein. Zahlreiche Konzertreisen ins In- und Ausland verdeutlichen die hohe musikalische Qualität des Chors. Vor sechs Jahren wurde Christiane Brasse-Nothdurft zur Kirchenmusikdirektorin ernannt, ein Ehrentitel, den die evangelische Landeskirche Baden 2003 erstmals einer Frau verlieh. dv

 

(Quelle: Mannheimer Morgen, 16.10.2009)


10.05.2009: Paulus-Oratorium von Mendelssohn Bartholdy

Pressestimmen:

Klingende Botschaften des Hasses und Friedens

 

Monika Lanzendörfer

 

Spatzen mögen Mendelssohn. Sie nisten in Mannheims Trinitatiskirche und kommentieren eifrig aus der Vogelperspektive die Aufführung des Oratoriums "Paulus". Der Orgelfrühling bildet den Rahmen für dieses hochromantische Jubiläumsgeschenk, das sich die gastierende Melanchthonkantorei zu ihrem 90. Geburtstag macht. Und nicht zu vergessen: Vor 200 Jahren wurde der Komponist dieses Werkes geboren. Das von ihm angeregte Libretto "nach Worten der Heiligen Schrift" setzt Lebensstationen des Saulus, der zum Apostel Paulus bekehrt wurde, nebeneinander. Mendelssohns Musik türmt sich zu furiosen Szenen des Hasses auf und predigt Frieden in Arien, Duetten, Ensembles oder Chören.

 

Unter der mitreißenden Leitung von Christiane Brasse-Nothdurft erhalten Lyrik, Dramatik und Meditation ihren gliedernden Sinn. Mit Vehemenz werden die Rollenwechsel des Chors als Gemeinde, mordlüsternes Volk oder Stimme Gottes herausgearbeitet. Dem bohrenden, zugespitzten "Steiniget ihn" steht ein ätherisches "Wie lieblich sind die Boten" gegenüber. Lange Ovationen feiern das Ergebnis einer profilscharfen Einstudierung, in der alles stimmt und die hilft zu verstehen, warum der "Paulus" nach seiner Uraufführung 1836 so überwältigend erfolgreich als bahnbrechendes, neues Oratorien-Modell aufgenommen wurde.

 

Im Mittelpunkt steht der Bekenntnismusiker Mendelssohn Bartholdy, der eine üppige Formenvielfalt ausbreitet, um "von der Gnade des Herrn" zu singen. Die Kammerphilharmonie Mannheim spielt sinfonisch-opulent; nachhaltig hebt sie die Lichtsymbolik in der Partitur hervor. Das Solistenensemble mit der Sopranistin Gabriele Thielitz und dem Altus Thomas Nauwartat leistet Großartiges. Der Tenor Charles Reid kann hier seine Opernqualitäten stilgerecht ausspielen. Der Bassist Timothy Sharp erhöht den Paulus zu einer Christus-ähnlichen Gestalt.

 

(Quelle: Mannheimer Morgen, 14.05.2009)

Ankündigung in der Presse:

Gemeinde feiert vier Jubiläen

 

2000 Jahre Paulus, 200 Jahre Felix Mendelssohn Bartholdy, 90 Jahre Melanchthonkantorei und 50 Jahre Trinitatiskirche: gleich vier Jubiläen bündelt die Aufführung des Paulus-Oratoriums am Sonntag, 10. Mai, 18 Uhr. Unter Leitung von Christiane Brasse-Nothdurft wirken bei der Aufführung des Werkes von Mendelssohn 75 Sänger der Melanchthonkantorei, 40 professionelle Orchestermusiker und vier Solisten, unter anderem vom Nationaltheater, mit. Karten zum Preis von 16 bis 22 Euro gibt es im Melanchthon-Pfarramt, Kinzigstr. 5, und im Morgenforum in P 3.

 

"Es ist etwas Besonderes", so Christiane Brasse-Nothdurft, "dass wir dieses Oratorium in der Trinitatiskirche aufführen, deren Atmosphäre ideal für musikalische Darbietungen ist." Der Bau von Architekt Helmut Striffler feierte gerade sein 50-jähriges Bestehen. red

 

(Quelle: Mannheimer Morgen, 08.05.2009)