Projekte Popchor 2011

November 2011: Musical Hairspray

Pressestimmen:

Neckarstadt: Nach zehn Monaten Vorbereitungszeit fulminante Premiere des Musicals "Hairspray" im Melanchthonhaus / Größtes Jugendprojekt seit 2009

Tanztheater als Gesamtkunstwerk

Von unserer Mitarbeiterin Bettina Henkelmann

 

Am Ende waren die 31 Akteure - Tänzer und Musiker eingeschlossen - erschöpft aber glücklich und genossen sichtlich den wohlverdienten und minutenlangen Beifall des stehenden Publikums. Mehr als zwei Stunden hatte die Vorstellung des Musicals "Hairspray" gedauert, das im Neckarstädter Melanchthonhaus eine fulminante Premiere feierte.

Während dieser Zeit führten die Sänger des Popchores Mannheim-Neckarstadt die Zuschauer in die Welt des amerikanischen Südens der 1960er Jahre und ließen sie teilhaben am Schicksal der Schülerin Tracy Turnblad und ihrer Freunde. Eindrucksvoll unterstützt wurden sie dabei von der Live-Musik der "Hairspray-Band" (Adrian Lewczuk, Raffael Lewczuk, Patricia Lewczuk und Benjamin Nothdurft) und den unterschiedlichsten Lichteffekten, die auf die große Bühnenleinwand projiziert wurden.

 

Zu Beginn der Vorstellung gab es zwar noch eine Schrecksekunde, dieweil ein Wäscheständer, der als Requisite für den Waschsalon von Edna Turnblad gedacht war, umfiel. Doch das war ein gutes Omen, denn es klappte bei der Aufführung sonst alles wie am Schnürchen. Eine Lobeshymne wäre angebracht, um die Leistungen der Akteure passend zu würdigen. Nicht nur die bis zum Gehtnichtmehr ausgestopfte und mit turmhoher toupierter Frisur versehene Philine Orth brillierte in der Titelrolle der übergewichtigen Tracy, auch Sandy Repp als deren ebenso füllige, matronenhafte Mutter Edna Turnblad in Kittelschürze und mit Gesundheitsschuhen spielte ihren Part ebenso hinreißend. Obwohl beide "raumfüllend" waren, bewegten sie sich doch recht grazil über die Bühne und ließen noch genügend Platz für die anderen Protagonisten. Da waren Sascha Pittori als Moderator Corny Collins mit Schmalztolle, Dominik Frey als Fernsehstar Link Larkin, Vanessa Fritz als Tracys Freundin Penny Pingelton und ihre bigotte Mutter Prudy (Milena Schuff), Lorena Huber als Choreographin Velma von Tussle und Janine Luther als ihre ehrgeizige und affektierte Tochter Amber, Natascha Klenic als afroamerikanische Moderatorin Maybelle Motormouth und Alexander und Julia Schaub als ihre Kinder Seaweed und Little Inez. Nicht zuletzt überzeugte Benjamin Salle als etwas trotteliger, aber am Ende doch mutiger Wilbur Turnblad, der treu zu seiner Frau Edna ("Mein Herz schlägt nur für Größe 60") steht und seine Tochter ermutigt: "Tracy, höre nicht auf uns, höre auf dein Herz."

 

Fetzige Soul- und Rock'n'roll-Musik dominiert von den Afroamerikanern, hört man im Baltimore der 1960er Jahre. Diese haben aber in Zeiten der Rassentrennung und Diskriminierung deutlich weniger Chancen als die Weißen. So gibt es im örtlichen Fernsehsender für sie nur einmal in der Woche beim "Nigger-Day" einen Tanzwettbewerb, für Weiße dagegen an sechs Tagen in der Woche. Als der "Nigger-Day" ganz abgeschafft werden soll, rebelliert Tracy dagegen, auch weil ihr der dunkelhäutige Seaweed Nachhilfe im Tanzen gegeben hat und sie dadurch eine Favoritin für den Titel der "Miss Hairspray" ist. "Wenn wir nicht zusammen tanzen können, werden wir zusammen marschieren", entscheidet sie kurzerhand. Nach einigen Turbulenzen nimmt durch den Mut und den Nonkonformismus Tracys und ihrer Mitstreiter alles einen guten Ausgang, die Rassentrennung im Fernsehsender wird aufgehoben und auch privat zeichnet sich das eine und andere Happyend ab.

 

"Ich bin begeistert", hatte schon Christiane Brasse-Nothdurft zu Beginn konstatiert. Die Aufführung des Kultmusicals nach zehnmonatiger Vorbereitungszeit sei das größte musikalische Jugendprojekt seit der Produktion des Musicals "Grease" im Jahr 2009, so die Kirchenmusikdirektorin, die für das Chor-Coaching verantwortlich zeichnete. Ihr zur Seite standen Carsten Wegner für das Vocal-Coaching, Bettina Habekost für die Choreographie und "last but not least" Thomas Nauwartat, der nicht nur die wunderbaren Dialoge schrieb, sondern auch Regie führte.

 

(Quelle: Mannheimer Morgen, 11. November 2011)

Neckarstadt-Ost: Das Musical "Hairspray" mit dem Popchor Mannheim- Neckarstadt feiert am kommenden Freitag im Melanchthonhaus Premiere

 

Bühne frei für toupierte Föhnfrisuren

 

"Bitte einen sauberen C-Dur-Akkord", ein Satz und ein kurzer, freundlicher Blick von Kirchenmusikdirektorin Christiane Brasse-Nothdurft in die Runde genügen, um den 24 Sängern die Richtung zu weisen. Schon stimmen sie fehlerfrei den Song "I know where I'm going" aus "Hairspray" an. Der Popchor Mannheim-Neckarstadt, der unter Anleitung von vier Profis das Kult-Musical einstudiert, ist hochmotiviert. Am Freitag, 4. November, ist die Premiere im Melanchthonhaus und für die Akteure hat die "heiße Phase" der Vorbereitung begonnen.

 

"Momentan zählen wir die Proben nicht", scherzt Regisseur Thomas Nauwartat. Aus seiner Feder stammen die deutschen Texte, ein halbes Jahr hat er daran geschrieben. "Und ich bin immer noch dabei", berichtet Nauwartat, der im Hauptberuf Kundenberater bei einem Stromversorgungsunternehmen ist. Denn es sei schwierig, die Texte des Werks, das 2002 am New Yorker Broadway uraufgeführt wurde, zu erwerben, so Christiane Brasse-Nothdurft, und wenn, seien sie unbezahlbar.

 

Die Handlung dreht sich, wie bei vielen angloamerikanischen Musicals und Filmen, um den amerikanischen Traum, dass man mit harter Arbeit, Ehrgeiz und einer positiven Lebenseinstellung alles erreichen kann. Tracy Turnblad (Philine Orth) ist klein, pummelig, trägt gefühlte Kleidergröße 52 und ist daher Objekt für allerlei Hänseleien. Die Schülerin lebt mit ihrer ebenso übergewichtigen Mutter Edna und Vater Wilbur, der einen Scherzartikelladen betreibt, im Baltimore (US-Staat Maryland) der 1960er Jahre. Rassentrennung, die religiös begründet wird, ist an der Tagesordnung. Größter Traum von Tracy ist es, in der "Corny-Collins-Show" mitzutanzen, die jeden Morgen über die Mattscheibe flimmert. Corny Collins (Sascha Pittori) ist ein arroganter Typ, der nichts "anbrennen" lässt. Als eine der Darstellerinnen "für voraussichtlich neun Monate" aus der Sendung ausfällt, veranstaltet Collins ein Casting, bei dem sich auch Tracy bewirbt. So beginnt die Geschichte, die eingebettet ist in eine Musik mit jeder Menge Rock ́n ́Roll, Soul und Rhythm and Blues. "Die Musik aus den Sechzigern ist auch heute noch aktuell und macht Spaß", meint Hauptdarsteller Pittori. Mit seiner schwarzen Perücke sieht er ein bisschen wie Elvis Presley aus. Auch einige der anderen Sängerinnen und Sänger tragen schon Kostüme und Perücken mit Frisuren aus den 1960-er Jahren. Anno dazumal waren stark toupierte Föhnfrisuren angesagt, für deren richtigen Halt eine Unmenge an Haarspray vonnöten war.

 

Die Kostüme stammen aus dem Fundus der Mannheimer Freilichtbühne. Manch einer hat aber auch dafür den Speicher der Eltern oder Großeltern geplündert. Den Akteuren gefallen aber nicht nur die Musik und die Kostüme, sondern, dass das Stück auch eine

Botschaft enthält. "Diskriminierung ist ein hochaktuelles Thema, die gibt es überall, aber von dem Musical geht die Message aus, dass man Grenzen überwinden kann", sagt Sandy Rapp, die Edna Turnblad spielt. Dann huscht sie auf die Bühne zu den anderen Sängern, denn Choreographin Bettina Habekost will mit ihnen die Tänze einstudieren. Noch läuft die Musik als Playback vom Band. Während der Vorstellungen werden die Sänger von der Band "lewzuck3" (Adrian, Patricia und Raffael) sowie Benjamin Nothdurft begleitet. Das ganze Stück dauert mit Pausen rund zwei Stunden. Die Premiere am 4. November ist übrigens ausverkauft. Weitere Vorstellungen gibt es am 5., 11. und 12. November jeweils um 20 Uhr und am 6. November um 17 Uhr. bh

 (Quelle: Mannheimer Morgen 02. November 2011)


27.03.2011: Jazz-Gottesdienst "mit Gefühl, Geist und Groove"