Projekte Melanchthonkantorei 2013

10.11.2013: Musikalische Meilensteine

Pressestimmen

Mannheimer Morgen, 12.11.2013:


Bitter - und wohltuend

 

Tod und Sterben rücken jahreszeitlich bedingt wieder etwas stärker ins Bewusstsein. Das Ende des Lebens gilt selbst für uns Moderne als Mysterium. Noch viel mehr, da sich mit dem Ende unweigerlich Hoffnungen auf ein "Danach" verknüpfen. Von dieser Spannung lebte auch das jüngste Konzert der Mannheimer Melanchthonkantorei.

 

Schon mit Heinrich Schütz' "Exequien" breitete der Chor einen homogenen, warm und volltönig klingenden Gesangsteppich aus, folgte der beherzten Zeichensetzung von Kantorin Christiane Brasse-Nothdurft mit sensibler Impulsivität und illustrierte die Gesangssoli im aufstrahlenden Klang. Kräftig und intonationssicher der Chor, fließend der Wechsel zwischen Tutti- und Solo-Passagen.

 

Überzeugende Solisten

 

Das Vokalensemble Cantabilo mit den Sopranistinnen Gabriele Thielitz und Sabine Zeler, Altus Thomas Nauwartat-Schultze, den Tenören Carsten Wegner und Joachim Junghans sowie den Baritonen Lorenz Miehlich und Georg Gädker gestaltete die Partien authentisch. Das Continuo-Duo mit Ryoko Aoyagi an der Orgel und Robert Sagasser an der Violone begleitete verlässlich und dezent. Empfindsame Flötensoli steuerte Gabriele Hilsheimer bei, die mit Stücken von Jacob van Eyck und Kazuo Fukushima einen Bogen über ein halbes Jahrtausend spannte.

 

Auf sicherem Chorfundament gebettet auch die achtstimmigen Motetten "O Tod, wie bitter bist du" von Max Reger. Die dissonant wirkenden Engführungen lösten sich im Schlussgesang "O Tod, wie wohl tust du" geradezu euphorisch auf. Im Mittelpunkt dieses Konzerts: Hugo Distlers Totentanz mit Dialogen aus dem Lübecker Totentanz, vorgetragen vom Mannheimer Schauspieler Klaus Rodewald und Gesangsakteuren. Die Mahnung des Todes vor dem allzu gewissen Ende blieb in banger Schwebe; doch Regers andächtiges Nachtlied barg zum guten Schluss einen trostreichen Zuspruch. urs


© Mannheimer Morgen, Dienstag, 12.11.2013


09.06.2013: Dvorák Te Deum & Janácek Glagolitische Messe

Pressestimmen:

Mannheimer Morgen, 12.06.2013: 

 

Kräftespiel der Elemente

 

Donnernd setzen die Paukenschläge ein, und nicht lange danach erbebt die Mannheimer Christkirche unter wogenden Klangmassen. Das geschieht im Verlauf dieses Konzerts recht häufig; denn die Chorwerke von Antonin Dvorák und Leos Janácek geizen nicht mit harmonischer Raffinesse und dynamischen Effekten. Sie werden stattdessen im Übermaß präsentiert.

 

Fesselnde, geradezu überwältigende Tutti-Passagen liefert etwa Dvoráks "Te Deum" mit Arien im Stil einer großen Oper. Für solistische Höhepunkte sorgt Liudmila Slepneva, Sopranistin am Mannheimer Nationaltheater, mit glutvollem Ausdruck. Opernkollege Thomas Berau verleiht dem geistlichen Werk des Böhmen mit kräftigem und warmem Bariton sakrale Würde.

 

Strahlende Höhen

 

Der Chor der Melanchthonkantorei lässt in allen Lagen vorzügliche Stimmen vernehmen, ob im choralartigen Gesang oder in skandierenden Passagen. Die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg führt den Lobpreis mit Hörnern, Posaunen und Trompeten nebst Harfe und Glockenspiel immer wieder auf strahlende Höhen.

 

Burleske Farben und assoziative Rhythmen prägen die beiden Stücke aus Petr Ebens Zyklus mit biblischen Tänzen, die Lukas Stollhof an der Steinmeyer-Orgel erklingen lässt. Die vorwärtsdrängende Motorik mündet im Hauptwerk des Abends: Janáceks Glagolitischer Messe. Ein Opus, das die Grenzen der Gattung in mehrfacher Hinsicht zu sprengen scheint. Die hellen Trompetenfanfaren zu Beginn lassen ahnen: Hier geht es um alles.

 

Dirigentin Christiane Brasse-Nothdurft leitet Chor und Orchester mit unbestechlichen Rhythmus- und Einsatzvorgaben sowie mit inszenatorischem Überblick. Auch Alexander Fedin (Tenor) und Thomas Nauwartat-Schultze (Altus) verfügen über genügend Durchsetzungsfähigkeiten im Kräftespiel der Elemente. Riesenapplaus für ein anspruchsvolles tschechisches Programm - und für die fulminante Leistung aller Beteiligten. urs